Das Beste in Gottes Namen

Klöster waren es, die uns einst weltweit die Weinkultur beschert haben. Dem Himmel sei Dank!

Text von Helga Baumgärtel

Von Augustinern über Benediktiner bis hin zu den Zisterziensern forschten, pflanzten und vinifizierten die Mönche bereits im Mittelalter rund um Rebe und Fass oder Amphore.

Und was wäre überhaupt aus dem Champagner geworden ohne seinen geistigen und geistlichen Vater Dom Pérignon?

Wenn die Mönche noch eine Legitimation für ihre „Weinseligkeit“ benötigen würden, bräuchten sie nur die Bibel aufzuschlagen. Ein gewissenhafter Analytiker zählte die Begriffe Wein und Rebe an sage und schreibe 441 Stellen der Heiligen Schrift. Und dass Jesus Wasser zu Wein … das weiß man ja nun schon längst aus dem Religionsunterricht.

Die hohe Qualität der Klosterweine basiert im Übrigen nicht zuletzt auf der mittelalterlichen Tradition, die besten Reblagen der Kirche zu vererben. Und davon profitieren wir Weingenießer glücklicherweise noch bis zum heutigen Tag.

Eine Weinreise quer durch europäische Klöster ist ein geschichtsträchtiges Vergnügen. Und ein süffiges obendrein!

Am Rhein. Die ehemalige Zisterzienser-Abtei Kloster Eberbach im Rheingau, schon anno 1136 von Bernhard von Clairvaux gegündet, ist sicher das erfolgreichste und inzwischen auch größte Weingut Deutschlands. Seine Aktiviäten – vom Rheingau Gourmetfestival bis zu den großen Versteigerungen – schreiben bereits Wein-Geschichte. Seit 1945 übrigens firmiert Kloster Eberbach ­unter dem Dach „Hessische Staatsweingüter“. Ist also – nein, natürlich nicht enteignet, sondern – im Staatsbesitz. Was die Qualität seiner Weine weiß Gott nicht geschmälert hat.

Als Referenz an den deutschen Riesling, der hier im Rheingau seine Wurzeln hat, empfiehlt sich der „Steinberger Crescentia Riesling Ka­binett“. Fein, filigran, fruchtig, ein trockener Klassiker der Region. Ein Besuch des Klosters (auch zum Wohnen!) lohnt sich.

An der Donau. Wenn der Wein blüht, heißt es in Österreich. Und hoch über dem Schicksalsfluss thront – auf eine tausendjährige Geschichte zurückblickend – das Weingut im Benediktinerstift Göttweig. Fritz Miesbauer, jetziger Domänen-Chef, hat die besten Reblagen zu seinen Füßen: Gottschelle, Silberbichl etc.

Und er hat sich auf eine alte Klostertradition besonnen: die des Messweins. Sein „Grüner Veltliner Messwein Stift Göttweig“ hat zwar das zarte Pfefferl des Grünen Veltliner, ist aber ansonsten sehr diskret, fein und elegant – genau der Tradition entsprechend. Schließlich serviert man in der Kirche auch keine Alkoholbomben à la Neue Welt.

Schäumendes aus dem Süden Frankreichs …
Anno 1531 entdeckten die Mönche von Saint-Hilaire im Languedoc-Roussillon durch Zufall den ersten Schaumwein der Welt, als sie einen jungen Wein zum Reifen mit Korkverschluss abfüllten.

Daraus entwickelten sich – bis heute – die feinsten Perlweine Frankreichs. Und als Hommage an das Entdeckungsjahr und an die Mönche habe die heutigen Weinmacher der Genossenschaft „Vignerons du Sieur d’Arques“ mit dem „Aimery Grand Cuvée 1531 Brut Crémant de Limoux“ einen feinperligen Schaumwein aus Chenin blanc und Chardonnay präsentiert, nach Blüten, Äpfeln und Honig duftend, mit feiner Säure unterlegt, ein absoluter Hit! Wo es ihn gibt? Etwa 25 Kilometer vor Carcassone.

Nach Südtirol. Die wechselhafte Geschichte der Benediktinerabtei Muri-Gries oberhalb Bozen wird erst um 1845 zum Leben erweckt, als die Padres aus der Schweiz einziehen – ora et labora. Und bald mit dem St. Magdalener und dem Malvasier, aber vor allem mit dem Lagrein Furore machen. Und spätestens ab dem Jahr 1985 wird diese uralte und vernachlässigte Rebsorte in Muris-Gries zu neuem blühenden Leben erweckt.

Muri-Gries ist heute mit 85 Prozent ein klassischer Rotwein-Betrieb, mit dem Lagrein an der Spitze. ­Folglich habe ich für Sie einen „Lagrein 2015 Muri Gries“ ausgewählt, samtig und dunkelrot mit einem Hauch von Waldbeeren und Veilchen. Exzellent zu allen Wild­gerichten. Reinschauen lohnt sich – auch für Abtei-­Besucher

Aber in Spanien. Hoch im Norden, im fruchtbaren Weinland der Navarra, liegt das alte Zisterzienserkloster Santa Maria de la Oliva. Im Jahre 1150 gegründet, leben in der prachtvollen romanischen Klosteranlage auch heute noch rund 50 Mönche. Die klimatischen Bedingungen nahe dem Atlantik und den Pyrenäen sind ideal für den französischen Rebsorten-„Import“ des Cabernet Sauvignon und des Merlot sowie des spanischen Tempranillo. Und aus diesen drei Rebsorten ist er komponiert, der „Monasterio de Yuso Reserva“. Der kräftige Rote hat einen fruchtig-süßen Hauch von Waldbeeren und Zimt, unterlegt von reifen Tanninen und würzigen Röstnoten. Am besten zu rotem Fleisch, Grilladen oder Ziegen­käse. Eine eigene Website unter dem Titel „Gutes aus Klöstern“ offeriert die Warenhauskette Manufactum.

Am Heiligen Berg. Auf fast vier Jahrtausende Weinbaugeschichte können die Griechen zurückblicken. Und am Heiligen Berg Athos sind auch heute noch zwanzig Klöster in Sachen Wein aktiv. Die Geschichte unseres „Agathon Vin de Pays de Mont Athos“ ist eine ganz Besondere. Ende der sechziger Jahre suchte ein gewisser Evangelos Tsantalis wegen eines Unwetters Unterschlupf bei den Mönchen. Dort sah er die ­verlotterten Weinberge der diversen Klöster und schlug den Ordensbrüdern vor, die Weinberge zu kultivieren. Und zwar nach streng ökologischen Grundsätzen – somit wurde die Edel-Cuvée des Agathon (aus Grenache und Cabernet) ein zertifizierter Biowein. Üppig, kräftig, in französischer Eiche gelagert, sollte der prächtige und lange lagerungsfähige Rote unbedingt dekantiert werden (zu beziehen ebenfalls über Manufactum).

Und somit: Prosit – Cheers – Santé – Salute – Salud – I ygeia sas!

Weingut Kloster Eberbach
65346 Eltville im Rheingau
Tel.: +49/(0)6723/60 46-0
www.kloster-eberbach.de

Weingut Stift Göttweig
Göttweig 1, 3511 Furth
Tel.: +43/2732/ 80 14 40
www.weingutstiftgoettweig.at

Sieur d’Arques
11303 Limoux Cedex, Avenue du Languedoc
Tel.: +33/4 68 74 63 00
www.sieurdarques.com

Weingut / Klosterkellerei Muri-Gries
Grieser Platz 2, 39100 Bozen
Tel.: +39/0471 28 22 87
www.muri-gries.com

„Gutes aus Klöstern“
www.manufactum.de